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Archiv 15. Oktober 2012, 20.30 Uhr Theater Vorpommern, 3/3,50 €
"Police, adjective"
von Corneliu Porumboiu
Rumänien 2009, OmdtU, 113 Minuten, 35mm
Cristi, ein junger rumänischer Polizeibeamter, muss Beweise gegen einen Jugendlichen sammeln, der angeblich auf dem Schulhof mit Freunden Haschisch geraucht und weitergegeben haben soll. Cristi sieht nicht ein, dass er dem Verdächtigen eine Falle stellen soll, die diesen für Jahre hinter Gitter bringen würde. Sein vorgesetzter Offizier, verlangt jedoch, dass Cristi seinen Befehl ausführt.
Eine Nebenhandlung gibt es nicht, der Film folgt allein seinem einsamen Protagonisten und das in kaum mehr als zwei Dutzend Kameraeinstellungen. Trotzdem könnten die 113 Minuten Laufzeit kaum erfüllter sein. Denn "Police, Adjective" ist zugleich auch Polit-Satire, Gesellschaftsdrama und intimes Porträt eines Mannes in der Sinnkrise.
Bei "Police, adjective" rückt so zunächst die ostrumänische Kleinstadt Vaslui in den Fokus. Regisseur und Autor Porumboiu inszeniert seine Geburtstadt erschütternd trostlos, aber auch seltsam aus der Zeit gefallen. In welchem Jahrzehnt spielt der Film eigentlich? Immer wieder sucht man die Straßen, Häuser und Zimmer nach Hinweisen ab und findet den entscheidenden Tipp schließlich, als Christis Frau Anca ihm einen Song auf dem Computer vorspielt.
Doch die Frage nach der zeitlichen Verortung ist eine doppelte - denn letztlich fragt Porumboiu danach, wie modern das heutige Rumänien eigentlich ist.
Für Christi steht nach einer Woche Ermittlungen fest, dass der Junge, den er observiert hat, nicht nur kein Dealer ist. Gegenüber seinem Chef (Vlad Ivanov) vertritt er auch die Meinung, dass Rumänien bald seinen europäischen Nachbarn gleichziehen und den Besitz und Konsum von Marihuana entkriminalisieren wird. Von der Verhaftung des Jungen rät er deshalb dringend ab. Doch sein Chef fühlt sich von dieser Empfehlung überraschenderweise provoziert.
In einer furiosen Schlussszene, in der mehr gesprochen wird als im gesamten Film sonst, sieht sich Christi plötzlich gezwungen, Zeugnis über sein Gewissen und sein Selbstverständnis als Polizist abzulegen. Dass ihm dabei ausgerechnet ein Wörterbuch - daher auch der kryptische Titel - zum Verhängnis wird, führt die Vielschichtigkeit von "Police, adjective" auf die Spitze. Perfider, lustiger und beklemmender sind autoritäre Strukturen selten gezeigt worden.
"Police, adjective" gewann in Cannes 2009 den Jury-Preis in der Sektion "Un Certain Regard".
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